Hallo zusammen,
Es ist ja schon Oktober! Ich habe gar nicht bemerkt, wie schnell die Zeit vergeht. Außerdem ist von grauem Herbstwetter hier auch keine Spur. Den Oktoberanfang habe ich bei angenehmen 25 Grad und strahlendem Sonnenschein verbracht.
Am Sonntag bin ich mit meiner Gastoma in die Kirche
gegangen. Obwohl es eine katholische Kirche war, unterschied sich die Messe von
den Messen in Deutschland und auch von den Messen in Rosy’s Kirche, bei denen
ich bis jetzt war. Die Musik dröhnt lautstark über Lautsprecher und der Text
wird auf eine Leinwand gebeamt. Zu schnellen Rhythmen wird Halleluja gebrüllt,
und es singt auch wirklich jeder mit. So entsteht eine sehr lebendige Stimmung,
die ich sehr genossen habe. Nach der Messe sind wir einkaufen gefahren. Ja, in
Südafrika sind die Geschäfte auch sonntags geöffnet, zumindest in den großen
Malls. Zitat von meiner Mama: „Dann ist Südafrika ja noch kapitalistischer als
Deutschland!“ Den Weg zur Tokai Blue Route Mall haben wir dann im Minibustaxi
zurückgelegt – sehr abenteuerlich. Minibustaxis sind kleine Bullis, die neben
dem Fahrersitz über 14 Sitzplätze verfügen. Diese Kapazität wird aber durch
quetschen und Kinder auf den Schoß nehmen auch gerne mal auf 20 Personen ausgeweitet.
Eine Fahrt kostet 7 Rand, bei größeren Entfernungen manchmal an die 10. Doch
selbst das sind umgerechnet gerade einmal an die 70 Cent, daran sollten sich
die deutschen Nahverkehrsbetriebe mal ein Beispiel nehmen. Ob die Minibustaxis
nach einem Fahrplansystem fahren habe ich noch nicht so durchschaut, aber es
scheint zu funktionieren. So sind wir auch bald an der Mall angekommen. Man
bekommt hier in Südafrika wirklich alles. Die Malls erinnern eher an die USA
als an Europa und die Supermärkte, die sich eng aneinander reihen, sind riesig.
Selbst importierte Lebensmittel sind nicht teuer. Es gab sogar deutschen
Ketchup, deutsche Schokolade und Wiener Würstchen. Daran kann man mal wieder
sehen, dass Südafrika ein sehr entwickeltes Land ist, in dem ich auch
garantiert nicht verhungern werde. Als meine Gastoma dann nach drei Stunden
foodshopping alles beisammen hatte, sind wir wieder mit dem Minibustaxi nach
Hause gefahren. An dem Abend habe ich Spinatlasagne zubereitet, die großen
Anklang gefunden hat. Vielleicht kann ich mir ja doch was auf meine Kochkünste
einbilden.
In der letzten Woche gab es einige Begegnungen mit
Personen, die mich berührt haben, und die ich gerne mit euch teilen würde. Die
erste Person ist die Gastmutter von den drei deutschen Mädchen. Neben Laura,
Laura und Betti wohnen noch zwei deutsche bei Mora. Trotzdem hat sie mir fast
direkt in dem Moment, als ich herein gekommen bin, angeboten, doch auch mal
dort zu übernachten. Obwohl sie mich im Prinzip gar nicht kannte, war sie
sofort sehr gastfreundlich und fürsorglich. Es ist nicht selbstverständlich,
jemand Fremden so ein Angebot zu machen, obwohl man schon fünf andere
Volunteers bei sich wohnen hat, und ich weiß das sehr zu schätzen. Manchmal
sind es so kleine Dinge, durch die ich mich hier in diesem Land willkommen
fühle. Dazu gehört auch mein nächstes Erlebnis. Als ich mit meiner Gastoma im
Supermarkt war, erhielt sie einen Anruf von ihrem Schwager. Der stand wohl
grade vor ihrer verschlossenen Haustür, weil er etwas vorbei bringen wollte. So
ist er kurzerhand zur Mall gefahren und stand wenig später neben uns am
Obstregal. Zunächst gab er meiner Gastoma einige Dinge, dann drehte er sich zu
mir und zog ein Buch mit einem braunen Ledereinband, auf das mein Name gedruckt
war, aus seiner Tasche. Er hat früher als Buchbinder gearbeitet und tut dies zum
Zeitvertreib nach seinem Renteneintritt immer noch. Ich habe diesen Mann in
meinem Leben noch nie zuvor gesehen, und trotzdem hat er mir dieses Geschenk
gemacht und an mich gedacht. Ich war den ganzen Tag noch sehr berührt und habe
mich über diese Aufmerksamkeit wirklich sehr gefreut (auch wenn ich kurzerhand
zu Kristin wurde – meinen Namen kann hier einfach niemand richtig aussprechen.
Aber darüber kann ich wohl hinweg sehen.) Bei der letzten Begegnung, die mich diese
Woche berührt hat, handelt es sich um eine Begegnung mit einer Frau aus der
Nachbarschaft. Ihr Name ist Desiree und sie ist mit meiner Gastoma befreundet.
Als ich am Dienstag von der Arbeit wieder kam, standen die beiden gemeinsam auf
der Veranda. Nachdem wir uns begrüßt hatten, fragte sie ganz besorgt nach
meinem Befinden. Ich versicherte ihr, dass es mir blendend ging. Daraufhin
erklärte sie mir, dass sie einen Traum von mir hatte, in dem ich sehr krank
war, und dass sie nun sichergehen wollte, dass es mir gut geht. Vielleicht
werden das nun manche als abergläubisch abtun, aber ich will damit sagen, wie
lieb und fürsorglich von dieser Frau es ist, extra deswegen vorbei zu kommen
und sich nach meinem Befinden zu erkundigen. Auch sie kenne ich erst seit
kurzer Zeit, und trotzdem ist sie um mich besorgt. Die Menschen begegnen mir
hier mit sehr viel Wärme und Freundlichkeit, wodurch es mir sehr viel leichter
fällt, mich einzugewöhnen.
So, jetzt habe ich schon wieder viel mehr geschrieben,
als ich eigentlich wollte. Liebe Grüße aus Südafrika,
Kerstin
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen