Hallo ihr Lieben,
Heute vor genau zwei Monaten bin ich hier in Kapstadt
gelandet. Damit ist schon ein Sechstel meines Auslandsjahres um. Einerseits
kann ich rückblickend sagen, wie viele neue Menschen ich schon kennen gelernt
habe und wie viele Erfahrungen ich bereits machen durfte. Andererseits sind
diese zwei Monate so unglaublich schnell vergangen, und es gibt noch so viele
Dinge, die ich hier sehen und unternehmen möchte. Ich habe das Gefühl, dass mir
die Zeit wegrennt. Und mir tut es jetzt schon weh, an den Tag zu denken, an dem
ich meine neue Heimat hier wieder verlassen muss. Ja, ich nenne dieses Land,
diese Stadt, dieses kleine Haus in Seawinds und Mothers Unite jetzt Heimat. Und
es fühlt sich gut an, das zu sagen.
Natürlich ist nicht immer alles perfekt. Während der zwei
Monate gab es so einige Momente, in denen ich mit meiner Situation hier nicht
zufrieden war und ich mich nach Deutschland gesehnt habe. Wenn das Heimweh mich
wieder einmal geplagt hat. Oder wenn im Projekt alles drunter und drüber ging
und ich überhaupt nicht verstanden habe, was gerade los ist. Das lange Hin und
Her, ob ich noch eine Mitfreiwillige bekomme oder nicht, und schlussendlich das
Ergebnis, dass ich die einzige Kolping-Freiwillige in Südafrika bleiben werde.
Dann die eingeschränkte Bewegungsfreiheit, die mich manchmal frustriert, wenn
meine Pläne deswegen nicht aufgehen. Und natürlich hat man auch hier einfach
manchmal einen Tag, an dem es einem nicht gut geht und an dem man am liebsten
nur im Bett liegen und gar nichts machen will.
Doch diese Tage überwiegen Gott sei Dank nicht. Wenn ich
zurück blicke, stechen viel mehr die positiven Erlebnisse heraus. Ich bin immer
noch überwältigt von der Freundlichkeit und Offenheit, die mir die Menschen
hier entgegenbringen. Dass sich um mich und mein Befinden gesorgt wird, auch
wenn diese Menschen mich kaum kennen. Und die Selbstverständlichkeit, mit der
ich in Familien- und Freundeskreisen aufgenommen und integriert wurde. Ich bin
sehr dankbar für all die Bekanntschaften, die ich bis jetzt machen durfte. Dazu
zählen natürlich auch die Kinder bei Mothers Unite. Sie lassen mich jeden
Morgen motiviert zur Arbeit gehen und abends mit einem Lächeln wieder
heimgehen. In Gesellschaft der anderen Mothers fühle ich mich wohl und
mittlerweile verstehe ich schon so einiges an Afrikaans. Besonders gerne denke
ich an die beiden Computerkurse, die ich bis jetzt begleiten durfte. Im letzten
Kurs habe ich ein behindertes Mädchen betreut. Aufgrund einer Wirbelsäulenfehlbildung
sitzt sie im Rollstuhl und kann fast nichts selbstständig machen. Ihr Traum war
es schon immer, an einem Computer zu arbeiten, und ich durfte nun Teil dieser
Erfüllung sein. Das bedeutet mir sehr viel. Heute hat sie ihre Prüfung abgelegt,
und sie hat sehr gut abgeschnitten. Danach hat sie mich umarmt und ist in
Tränen der Erleichterung und Freude ausgebrochen. Das hat mich natürlich auch
berührt und meine Augen sind nicht trocken geblieben. Doch das sind die
Momente, die mir bestätigen, dass ich das Richtige tue. Ich bin sehr froh, die
Entscheidung getroffen zu haben, einen Freiwilligendienst hier in Kapstadt bei
Mothers Unite zu machen. Und ich freue
mich auf die zehn Monate, die noch vor mir liegen.
Kerstin
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