Dienstag, 7. Februar 2017

FACTS ABOUT SOUTH AFRICA



Hallo liebe Blogleser,

Heute möchte ich ein paar Fakten mit euch teilen, die mir in den fast fünf Monaten, die ich jetzt schon hier im südlichsten Land des afrikanischen Kontinents verbracht habe, aufgefallen sind. Mir ist beim Verfassen dieses Textes sehr wohl bewusst, dass er Stereotypen und auch Vorurteile hervorrufen oder bekräftigen kann. Deswegen an dieser Stelle noch einmal der Hinweis: All das sind genau wie der restliche Inhalts meines Blogs meine persönlichen Eindrücke und Beobachtungen und gelten auf keinen Fall pauschal für die gesamte Bevölkerung Südafrikas. Nehmt es mit Humor und tretet den Menschen immer unvoreingenommen entgegen, falls ihr einmal den Weg in dieses Land findet.

1)    Südafrikaner haben Style.
Und zwar den Jogginghosenstyle, am liebsten mit Adiletten kombiniert. Auch Socken darin sind der Renner. Frauen tragen meistens Flip-Flops. Diese modische Erscheinung hat sich auch auf mich abgefärbt, was unschwer an dem weißen V auf jedem meiner Füße zu erkennen ist. Für den Alltag kann ich diesen Trend nur unterstützen, aber ich musste schon ein wenig schmunzeln, als ich eines Tages den Priester nach der Messe nicht mehr in seiner Priesterkluft, sondern in einem Nike-Trainingsanzug mit den dazu passenden Schlappen sah…

2)    50 Shades of how to drive adventurously.
Auto fahren kann hier mit dem Wort YOLO gleichgesetzt werden. Grundprinzipien des südafrikanischen Fahrstils sind: Anschnallen ist für Anfänger, das Auto ist nie voll, Geschwindigkeitsbegrenzungen sind nur vage Richtlinien und die Hupe ist das Hauptkommunikationsmittel im Straßenverkehr. Wer lauter hupt, hat Vorfahrt. Hier gibt es übrigens nicht die Rechts-vor-Links-Regelung, an einer Kreuzung halten alle Autos an und derjenige, der zuerst da war, fährt auch als erstes wieder los. Funktioniert, habe ich mit eigenen Augen gesehen!

3)    Heizungen sind für Weicheier…
Kaum ein südafrikanisches Haus besitzt eine Zentralheizung. Im Anbetracht der Jahresdurchschnittstemperaturen lohnt sich die auch eher wenig. Trotzdem können die Wintermonate im Vergleich sehr kalt werden. Und bei Temperaturen knapp über 10 Grad kühlen natürlich auch die Häuser aus. Da wäre eine Heizung dann doch nicht schlecht.

4)    …genau wie Spülmaschinen.
Ich kenne genau einen Haushalt mit einer Spülmaschine, doch auch die Familie benutzt diese kaum. Ist wahrscheinlich auch besser angesichts der Wasserknappheit, die hier besonders in den Sommermonaten herrscht.

5)    Alles ist lekker.
Ob Essen, Menschen, Kleidung oder Erlebnisse -  lekker kann für alles verwendet werden. Das Wort ist Afrikaans und könnte mit super oder toll übersetzt werden. Da Afrikaans vorwiegend in Kapstadt und im Western Cape gesprochen wird, findet man diese Wendung in anderen Teilen des Landes eher weniger.

6)    Kosenamen im Überfluss.
Jeder bekommt einen – einen Kosenamen. Hier nur einige Beispiele: Mylove, Sweetheart, Sweetiepie, Missy, Baba,…

7)    Thank you, Lord.
Dieser Satz ist auf jede Lebenssituation anwendbar. Du hast einen schweren Tisch hin und her getragen? Thank you, Lord. Du hast dein Handy verlegt, dann aber wieder gefunden? Thank you, Lord. Deine Mitarbeiterin hat ein ausgefallenes Mittagessen gekocht? Thank you, Lord. Dieser Satz kann durch beliebige Wiederholungen von Jesus, Christ und Amen erweitert werden, um ihm noch mehr Ausdruck zu verleihen.

8)   Ping!
Das Mikrowellengeräusch gehört zum Soundtrack des Alltags. Viele Südafrikaner lieben es, am Vortag oder morgens vorzukochen und die Mahlzeit dann in der Mikrowelle aufzuwärmen. Teilweise wird auf die normale Zubereitungsweise verzichtet und die Pizza wird in der Mikrowelle gebacken. Was würde Doktor Oetker dazu sagen?

9)    Chicken ist kein Fleisch.
Wie einigen wohl bekannt ist, bin ich Vegetarierin. Eine verlorene Seele in der südafrikanischen Gesellschaft, deren Mitglieder sich in Sachen Fleischkonsum zu überbieten versuchen. Des Öfteren wird mir auf die Aussage „I am a vegetarian, I don’t eat meat“ mit der Aussage „And chicken?“ geantwortet. Ähm…nein? Seit wann wachsen die auf Bäumen?

10) Unterhaltung durch Medien.
Der Südafrikaner hat es nicht gerne still in seinem Wohnzimmer. Deswegen wird bei dessen Betreten sofort der An-Knopf des Fernsehers gedrückt. Oder des Radios. Manchmal auch von beidem. GENAU GLEICHZEI – okay nein, wir wollen nicht übertreiben.

11) Spuren der Apartheid.
Jetzt kommen wir mal zu einem etwas ernsteren Fakt. Mir ist aufgefallen, dass die Entfernungen zwischen den einzelnen Vierteln, besonders hier in den Southern Suburbs, meistens recht groß sind. Häufig findet man große freie Flächen, die dazwischen liegen und die Viertel sind nur durch eine einzige Straße miteinander verbunden. Dies sind Strukturen, die noch aus Apartheidzeiten bestehen. Die Regierung wollte die jeweiligen Bevölkerungsteile bewusst vom Rest der Stadt abschneiden. Die einzige Zufahrtsstraße bot ihnen ein gewisses Maß an Kontrolle, da sie diese bei eventuellen Protesten einfach sperren konnten. Mittlerweile werden der Stadt und ihrer Bevölkerung diese Strukturen langsam aber sicher zum Verhängnis. Eine hohe Verkehrsdichte und die große Anzahl an Berufspendlern führen zu verstopften Straßen und langen Staus zu den Stoßzeiten oder an Ferientagen.

12) Weiß, weiß, weiß sind alle unsere Autos.
Dies geschieht nicht etwa aus ästhetischen Gründen. Doch aufgrund der hohen Anzahl von Verkehrsunfällen mit Lackschäden schaffen sich viele Südafrikaner ein weißes Auto an. Der Grund: Lackreparaturen sind deutlich kostengünstiger als bei farbigen Autos.

13) Die Service-Nation.
Die Südafrikaner wissen, wie sie Jobs schaffen können. So wird man auch auf dem komplett leeren Parkplatz vom Parkplatzeinweiser in die Parklücke gewunken und sollte ihm dafür einige Rand geben. An der Kasse werden die Einkaufstüten von einer Mitarbeiterin gepackt. Diese werden danach von Trolleyboys in den Kofferraum geräumt und der Einkaufswagen wird auch direkt mitgenommen. Und an der Tankstelle kommt der Tankwart zu dir, füllt den Tank auf, putzt nebenbei noch die Scheiben, kontrolliert den Ölstand oder den Reifendruck und übernimmt auch das Abkassieren, sodass der Fahrzeuginhaber bequem im Auto sitzen bleiben kann. Was ein Service!

14) 1738 2910…
… und am Ende hat man Elektrizität. Die 20-stelligen Nummern können in den Tuckshops oder im Supermarkt gekauft werden. Die gibt man dann in ein Gerät an der Wand ein – et voilà, es wird eine neue Anzahl an Units angezeigt. Die Stromanbieter befürchten, dass die Menschen ihre Stromrechnung nicht begleichen können. Also muss man im Voraus  bezahlen. Und wenn man das vergisst, hat man eben kein Licht.

15) Take it easy.
So könnte man die Südafrikaner in einem Satz beschreiben. Das bezieht sich zum einen auf ihre Einstellung zu allem, was mit Pünktlichkeit und Zeitmanagement zu tun hat. Die konkreteste Zeitangabe, die man bekommt, ist „nownow“, manchmal auch „just now“. Dabei handelt es sich dann um früher oder (sehr viel) später. Und wenn etwas nicht funktioniert hat, hört man folgenden Satz: „Don’t worry. We’ll make a plan!“

Ich habe mich an all diese Eigenheiten so sehr gewöhnt, dass mir viele gar nicht mehr auffallen oder ich sie selbst praktiziere. Besonders „nownow“ gefällt mir, da sich dadurch ein sehr großes Zeitspektrum auftut. Doch ich habe auch gelernt, die Dinge nicht zu ernst zu nehmen und wenn etwas nicht nach Plan läuft, einfach einen anderen Weg zu suchen. Funktioniert echt lekker!

Noch einen lekker dag,
Kerstin
(Yes, eek praat Afrikaans. En jy?)

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