Samstag, 11. März 2017

Halbjahresrückblick



Time flies. But you are the pilot.


Sechs Monate ist es nun her. Genau sechs Monate. Auf den Tag genau vor einem halben Jahr bin ich hier in Kapstadt gelandet. Am 11. September 2016 habe ich meinen Fuß zum ersten Mal auf den afrikanischen Kontinent gesetzt. Das Abenteuer Südafrika hat begonnen. Nun ist die Hälfte meines 12-monatigen Freiwilligendienstes bereits vergangen. Es ist an der Zeit, eine Zwischenbilanz zu ziehen.

1 – Arbeit

Ich bin in erster Linie hier, um zu arbeiten. Das war mir von vornerein klar und ich finde es wichtig, dies noch einmal zu betonen. Freiwilligentourismus ist ein Thema, mit dem wir uns während des Vorbereitungs- und Zwischenseminars intensiv auseinandergesetzt haben. Natürlich gehört das Entdecken des Landes durch Reisen dazu. Auch ich nutze die Möglichkeit und sehe mir Südafrika an. Für mich hat die Arbeit im Projekt jedoch den größeren Lerneffekt und steht deswegen für mich im Vordergrund. Mir ist klar, dass ich als Freiwillige in meinem Projekt nicht die Probleme des Landes oder des Viertels lösen kann. Das Projekt darf auch nicht nur durch mich funktionieren. Das würde postkoloniale Strukturen begünstigen. Bei Mothers Unite ist das auch nicht so. Die Organisation ist in der Community entstanden und hat sich durch die Community entwickelt. Trotzdem habe ich die Möglichkeit, viel mitzuwirken. Im Vergleich zum Beginn des Freiwilligendienstes haben sich meine Aufgaben verändert. Am Anfang kannte ich die Dynamiken der Organisation natürlich noch  nicht so gut und ich konnte nicht einschätzen, welche Arbeiten Priorität haben. Es hat etwa zwei bis drei Monate gedauert, bis ich mich vollständig in die Organisation eingelebt hatte. Mittlerweile sind mir alle Abläufe sehr vertraut. Ich kenne alle Kinder und alle Seniors. Ich übernehme regelmäßig Klassen, wenn eine der Facilitators fehlt, selbst wenn ich überhaupt nicht vorbereitet bin. Drei Stunden ECD am Morgen? Kein Problem. Spontan in der Computer Class aushelfen? Auch  nicht. Mir wird viel zugetraut und ich weiß dieses Vertrauen zu schätzen. Besonders stolz bin ich darauf, dass ich die Facebookseite wieder aufleben lassen konnte. Mit dem Überarbeiten der Internetseite habe ich begonnen und das wird auch das größte Projekt in nächster Zeit sein. Ich bin nach wie vor motiviert und fühle mich sehr wohl bei Mothers Unite. Ja, ich arbeite viel und lang, aber ich habe diese Zeit gerne investiert und bin auch weiterhin bereit, es zu tun.  

2 – Umfeld 

Südafrika ist nicht Deutschland. Vieles ist hier anders, vieles aber auch gleich. Ich könnte euch jetzt all die Dinge aufzählen, die in diesem Land doch ach so verkehrt laufen. Oder all die Dinge, die ich vermissen werde, wenn ich wieder in Deutschland bin. Aber darauf kommt es mir gar nicht an. Mir ist es wichtig, die richtige Einstellung zu haben. Als ich den Platz in Südafrika angeboten bekommen habe, wusste ich natürlich auch nicht genau, was mich hier erwartet. Deswegen habe ich mir immer gesagt: „Man gewöhnt sich an alles.“ Ich war einfach offen und unvoreingenommen den Menschen und der Kultur gegenüber. Und das hat sehr gut funktioniert. Nach gut zwei Monaten habe ich mich schon so heimisch gefühlt als hätte ich schon weit mehr Zeit hier in Südafrika verbracht. Ein Faktor, der die Dauer meines Einlebens mit Sicherheit minimiert hat, ist mein Dasein als einzige Freiwillige hier in der Gegend. Zuerst war es zwar nicht einfach, dass ich Aline nicht an meiner Seite hatte und meine Erfahrungen und Gefühle nicht mit ihr teilen konnte, aber ich habe mich recht schnell damit abgefunden und einfach das Beste daraus gemacht. So bin ich viel schneller mit den Menschen hier in Kontakt gekommen und konnte Beziehungen aufbauen. Mittlerweile fühle ich mich hier heimisch und voll integriert. Mir wird auf der Straße nur noch sehr selten hinterher gestarrt. Man weiß hier jetzt, dass Kerstin aus Deutschland in der St Peter Avenue wohnt und ein Teil der Community ist.
Die größte Entwicklung sehe ich rückblickend, wenn ich den Aspekt der Sicherheit betrachte. Ich möchte damit kein falsches Bild erwecken: Südafrika hat seine Eigenarten auf diesem Gebiet und man sollte es nicht auf die leichte Schulter nehmen. Ich wurde leider durch meine Vorbereitung total verängstigt und es ist ein Bild in meinem Kopf entstanden, das hinter jeder Straßenecke einen Kriminellen versteckte und jedes Auto einen Gangster enthalten ließ. Ich hatte den Eindruck, dass mich nur ein einziger Schritt, den ich alleine tue, in Lebensgefahr bringt. Dadurch habe ich mich auch selbst eingeschränkt und mich nicht wirklich frei gefühlt. So ist es aber nicht. Ich habe keine Angst hier in Seawinds. Ich laufe alleine zur Arbeit. Ich gehe alleine zum Shop an der nächsten Ecke. Ich fahre alleine Taxibus. Durch Lavender Hill, wo „die ganzen Gangster wohnen“ (Zitat eines Uber-Fahrers). Dann steige ich alleine aus und laufe nach Hause. Okay, die Community musste dafür erst wissen, wer ich bin. Aber jetzt ist das kein Problem mehr. Und in Kapstadt selbst bewege ich mich auch frei. Die Stadt ist mir mittlerweile sehr vertraut und ich weiß, wie ich mich verhalten muss, um mich nicht in Gefahr zu bringen. Natürlich bin ich immer noch vorsichtig. Aber es ist eine gesunde Vorsicht und keine unnötige und unbegründete Panik. 

Reisetechnisch wird die zweite Hälfte des Jahres definitiv spannender. Ich habe Kapstadt bis jetzt erst zwei Mal verlassen. Das erste Mal war ich in Pietermaritzburg auf meinem Zwischenseminar und das zweite Mal in den Zederbergen. Dafür habe ich aber viel von der Stadt und der Umgebung gesehen. Ich meine, ich wohne in einer Stadt, die ein Touristenmagnet ist. Da gibt es genug zu tun! Und für die nächsten sechs Monate habe ich schon ordentlich Pläne gemacht. Heute, am 11. März, startet meine Reise mit dem Kolping Workcamp. Wir werden uns knapp eine Woche lang auf der Garden Route befinden. Darüber kommt auf jeden Fall ein ausführlicher Bericht! Danach bin ich gerade mal knapp zwei Wochen wieder bei Mothers Unite, bis hoher Besuch aus Deutschland kommt: Mama und Papa! Über Ostern begebe ich mich somit erneut auf die Garden Route, aber diesmal mit etwas anderen Stationen. Fast zum Abschluss des Jahres steht noch ein Besuch an: Meine beste Freundin Judith! Sie kommt Anfang Juli, um erst eine Woche bei Mothers Unite mitzuarbeiten und dann mit mir zusammen den ultimativen Roadtrip durch Südafrika zu machen. Exciting! 

3 – Persönliche Ebene

Diese Ebene bietet meiner Meinung nach bei der Betrachtung eines Freiwilligendienstes ein sehr großes Potential. Bei einem unserer Seminare wurde  sogar die These aufgestellt, dass der Freiwilligendienst mehr für den Freiwilligen selbst bringt als für alle anderen Involvierten. So weit würde ich nicht gehen, aber ich profitiere schon sehr vom Lerneffekt dieses Jahres. Mir gefällt, dass man anders lernt als in der Schule. Irgendwie effektiver und nachhaltiger. Belohnt wird man nicht durch gute Noten, sondern durch Erinnerungen und Erfahrungen. Ich bin so viel selbstständiger geworden. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen und stehe dazu. Ich habe meine Angewohnheit, mich für alles rechtfertigen zu wollen, zu großen Teilen abgelegt. Ich habe verstanden, dass man es sowieso nicht allen Leuten recht machen kann. Viel wichtiger ist es, selbst zufrieden zu sein. Den Moment zu genießen. Und sich nicht so viele Sorgen um Morgen zu machen. Es tut gut, alles ein bisschen lockerer anzugehen. Ich habe mich in der Vergangenheit viel über unwichtige Dinge aufgeregt. Auch das habe ich abgelegt. Ich akzeptiere solche Situationen einfach und mache das Beste daraus. Ich bin flexibel. Ich tue Dinge einfach, ohne mich darum zu sorgen, ob es klappt oder ob es perfekt wird. Wenn nicht, ist es auch okay. Man lernt aus seinen Fehlern. Ich schätze die kleinen Dinge: Ein Kompliment, eine Süßigkeit, eine Umarmung, gemeinsames Lachen, ein „ich hab dich lieb“, den Geruch des Ozeans, den Geschmack von Salz auf meinen Lippen, den Wind in meinen Haaren, die Wolken über den Bergen, die tiefstehende Sonne am Abend, die Lichter der Stadt in der Dunkelheit. Es braucht nicht viel, um glücklich zu sein. Man muss es nur wollen.

Gleichzeitig befinde ich mich immer noch in einem wohl nie endenden Lernprozess. Ich hinterfrage viel. Wieso habe ausgerechnet ich die Möglichkeit, einen Freiwilligendienst in Südafrika machen? Wieso stamme ich aus einem Elternhaus, das mir diesen Wunsch verwirklichen kann? Was macht mich zu einem privilegierteren Menschen als manch anderer? Wieso müssen Menschen immer stereotypisieren? Warum behandeln Eltern ihre Kinder nicht so, wie man sie behandeln sollte? Gibt es da überhaupt ein Ideal? Was sind eigentlich Ideale? Braucht man die überhaupt oder sind sie nur ein von der Gesellschaft kreiertes Bild? Inwiefern sind ganze Gesellschaften manipulierbar? Und und und. Fragen über Fragen, auf die es keine Antwort und unendlich viele Antworten gleichzeitig gibt. Was ich damit sagen will: Ich hinterfrage, um zu verstehen. Um Erfahrungen zu ordnen. Um Hintergründe zu entdecken. Und am Ende einen differenzierteren Blick auf meine Umwelt und auf mich selbst zu haben.

Nachtrag: Aufgrund fehlenden Internets hatte ich bis jetzt nicht die Möglichkeit, ein kleines, selbst geschnittenes Video mit einigen Impressionen von meinen bisherigen Erlebnissen in Kapstadt hochzuladen. Dazu hier jetzt der Link .


Donnerstag, 2. März 2017

Mein Projekt: MOTHERS UNITE



Hallo liebe Blogleser,

 

 

 Heute stelle ich euch endlich mein Projekt vor, in dem ich die letzten fünfeinhalb Monate meines Aufenthaltes hier verbracht habe. Meine Aufnahmeorganisation nennt sich Mothers Unite. Sie befindet sich in den Southern Suburbs von Kapstadt zwischen den Vierteln Seawinds und Lavender Hill. Hierbei handelt es sich um eine Gegend, die von Gangaktivität, Drogen- und Alkoholmissbrauch und Armut geprägt ist. Die soziale Situation lässt sich als prekär beschreiben: Die Arbeitslosenrate ist hoch und das Einkommensniveau liegt unter dem Durchschnitt. Diese Strukturen sind besonders unvorteilhaft für Kinder und ihre Entwicklung. Mothers Unite möchte dem präventiv entgegenwirken. Die Organisation bietet eine Alternative zu den negativen Einflüssen, die die Kinder in ihrem Alltag erfahren und fördert das Kind als Individuum. Darüber hinaus sollen die Fähigkeiten, die die Kinder erlernen, in die Familie und die Community transferiert werden und zu einer nachhaltigen Entwicklung dieser beitragen.




Gründung und Entwicklung:

Mothers Unite wurde im August 2007 gegründet. Die Idee stammt von Carol Jacobs, einer alleinerziehenden Mutter aus Seawinds. Sie sah eines Tages einige Kinder auf der Straße, die sich ein Stück Brot teilten. Daraufhin gründete sie eine Suppenküche. Zusammen mit zwei anderen Müttern bereitete sie in ihrem eigenen Haus täglich eine warme Mahlzeit vor. Diese wurde am Nachmittag nach der Schule an die Kinder verteilt. So entstand auch der Name und der Slogan der Organisation: Mothers Unite – Let’s feed our children (Mütter vereint – Lasst uns unsere Kinder füttern). Nach zwei Jahren gelang es Mothers Unite, den heutigen Grund und Boden der Organisation für sich zu gewinnen. Ein internationales Workcamp half bei der Bearbeitung der Fläche und legte den heutigen Spielplatz und einen Gemüsegarten an. Breadline Africa hörte von der Organisation und spendete den ersten Container, der die Küche von Mothers Unite wurde. Im Jahr 2010 kamen 7 weitere Container dazu, die unter anderem für das ECD genutzt wurden. Weitere Container folgten, darunter die Toiletten. 2011 startete das EFAR Trainingsprogramm und die Library wurde eröffnet. Das Jahr 2012 war von einem großen Erfolg geprägt: Mothers Unite gewann den Deutsche Bank Urban Age Award. Darüber hinaus wurde auch der NEDBANK local Heroes Award gewonnen. Die Organisation bekam viel Anerkennung und konnte neue Kontakte knüpfen. Im Jahr 2013 wurde das Nähprojekt ins Leben gerufen. 2014 kamen die ersten Freiwilligen im Rahmen des welwärts-Programms für einen einjährigen Freiwilligendienst zu Mothers Unite. Dieses Jahr im August wird die Organisation 10 Jahre alt und feiert ein großes Jubiläum, bei dem auf die Erfolge der Vergangenheit zurückgeschaut werden wird.

Mothers Unite heute:

Ich habe den Eindruck, die Organisation ist ständig im Wandel. Als ich im September letzten Jahres hier angekommen bin, war die Struktur noch eine andere, als sie jetzt ist. Herzstück bleibt jedoch immer das „Feeding Project“. Da dies die Gründungsidee war, steht sie weiterhin im Fokus. Bereits am Morgen wird das Essen für die Kinder am Nachmittag vorbereitet. Dies wird von einem wöchentlich wechselnden Facilitator koordiniert. Zurzeit kochen wir für ungefähr 50 Kinder täglich. Auf dem Speiseplan steht jeden Tag etwas anderes, hier einige Beispiele: Spaghetti mit Hackfleischsoße, Reis mit Gemüsecurry und Fleisch, Gemüsesuppe mit Brot… Zum Nachtisch bekommen die Kinder häufig eine Frucht und hin und wieder eine kleine Süßigkeit. Soweit ich das beurteilen kann, wird bei Mothers Unite sehr ausgewogen und nahrhaft gekocht. Zusätzlich bringen die Kinder jeden Tag eine Plastiktüte mit. Diese dient dazu, Essensspenden von Woolworth, einer südafrikanischen Supermarktkette, nach Hause zu transportieren. Somit wird auch dort für das leibliche Wohl gesorgt. Woolworth spendet Lebensmittel, die abgelaufen sind oder nicht den Verkaufsstandards entsprechen,  an gemeinnützige Organisationen wie Mothers Unite. Montags, Mittwochs und Donnerstags fahren wir mit dem organisationseigenen Van zur entsprechenden Woolworths-Filiale und holen die Spenden ab. Dazu gehören: Früchte, Fleisch, Fisch, Brot, frisches Gemüse und Salat, Milchprodukte und Fertiggerichte wie Lasagne oder Tiefkühlgerichte zum Aufwärmen. Ein Teil davon wird direkt zum Kochen verwendet, der Rest wird den Kindern mit nach Hause gegeben. Neben den Spenden von Woolworth erhält Mothers Unite in regelmäßigen Abständen auch Spenden von der Supermarktkette Pick’n’Pay. Diese spendet lang haltbare Lebensmittel wie Spaghetti, Reis, Mehl, Öl, Linsen und verschiedene Konserven. 


Hier wird gekocht.



Hiermit werden die Spenden von Woolworth abgeholt.
 

 Bevor die Kinder um vier Uhr essen, nehmen sie am einstündigen Nachmittagsprogramm teil. Dafür sind sie in Altersgruppen eingeteilt. Diese Gruppen sind auf eine Anzahl von 15 Kindern begrenzt. Dies hat den Grund, dass viele Kinder eine individuellere Förderung benötigen, welche in großen Klassen nicht möglich ist. Somit haben wir vier Klassen, die täglich von Programm zu Programm rotieren. Insgesamt gibt es fünf verschiedene Programme, die jeweils von einem Facilitator, der mit diesem Gebiet besonders vertraut ist, betreut werden:

Literacy/Numeracy:

Hier sollen die sprachlichen und mathematischen Fähigkeiten der Kinder gefördert werden. Das Programm findet in unserer Bücherei statt. Momentan laufen die Vorbereitungen für den ersten Buchstabierwettbewerb des Jahres, der für den Monat Mai angesetzt ist. Er ist verpflichtend für alle Kinder ab der zweiten Klasse. Durch den Wettbewerbscharakter und kleine Preise für die Gewinner wird die Motivation geschaffen, sich mit Sprache und Buchstaben zu beschäftigen. Ein zweiter Wettbewerb ist für den Monat Oktober angesetzt. Dieser soll auf die finalen Examen in den Schulen im November vorbereiten. Darüber hinaus soll dieses Programm die Leidenschaft fürs Lesen und für die Sprache wecken. Ein Kind, das regelmäßig liest, erweitert seinen Wortschatz und sein Ausdrucksvermögen und wird somit weniger Schwierigkeiten in der Schule haben. Die mathematischen Fähigkeiten werden durch altersgerechte Rechenaufgaben und Rechenspiele verbessert. 




 Arts:

In diesem Programm bekommen die Kinder die Möglichkeit, ihre Kreativität, aber auch ihre Emotionen durch Kunst auszudrücken. Dies geschieht durch einfaches Zeichnen oder das Experimentieren mit Farben. Darüber hinaus wird über die Ergebnisse diskutiert und die Kinder bekommen die Möglichkeit, sich über ihre Emotionen auszutauschen.


 Crafts:

Auch hier steht die Kreativität im Vordergrund. Allerdings wird in diesem Programm mehr mit Materialien und Ressourcen wie Perlen, Holz und Recyclinggütern gearbeitet. Die Kinder lernen, Neues aus Altem zu schaffen. Diese Fähigkeiten können an Familienmitglieder und Freunde weiter gegeben werden. Außerdem werden die grob- und feinmotorischen Fähigkeiten gefördert. Viele der Endprodukte sollen auf dem jährlichen Mothers Unite Bazaar im Mai zum Verkauf angeboten werden und somit ein Einkommen für die Organisation generieren.



 Food Arts:

Dieses Programm ist in diesem Jahr neu dazugekommen. Hier werden die Kinder kreativ mit Lebensmitteln und lernen ganz nebenbei, wie sich eine gesunde Lebensweise gestaltet. Es wird viel mit Früchten gearbeitet, die auf eine besondere Weise geschnitten und angerichtet werden. Des Weiteren arbeiten wir mit Videos über zum Beispiel die Ernte von Erdnüssen und die Produktion von Erdnussbutter. Dadurch bekommen die Kinder ein besseres Verständnis von Abläufen in ihrer Umwelt. Hin und wieder backen wir auch. Es wird darauf geachtet, dass Lebensmittel verwendet werden, die keinen anderen Gebrauch in der Küche finden. Am Ende des Jahres sollen die Kinder ein besseres Verständnis von Lebensmitteln, der damit verbundenen Hygiene und dem Kreativitätspotential der Küche haben. Auch dieses Wissen kann an Bekannte weitergegeben werden. 



 Computer Literacy:

Im digitalen Zeitalter kann dieses Programm nicht fehlen. Es ist interessant zu sehen, dass die Kinder teilweise noch auf sehr unterschiedlichen Levels im Umgang mit Technik und Computern sind. Sie bekommen die Möglichkeit, sich mit dem Computer als Arbeits- und Freizeitgegenstand vertraut zu machen. Sie erhalten momentan eine Einführung ins Zehnfingertippsystem. Danach werden wichtige Programme wie Microsoft Word und PowerPoint behandelt. Auch der verantwortungsvolle Umgang mit Konsolen und dem Internet sollen noch Thema werden. Somit werden die Kinder auf eine spielerische und gleichzeitig verantwortungsvolle Weise an den Computer und seine Möglichkeiten herangeführt.



 Neben den Nachmittagsaktivitäten finden auch während des Vormittags einige Programme statt:

ECD (Early Childhood Development):

Das ECD ist vergleichbar mit dem deutschen Kindergarten. Es ist jedoch weit bildungsorientierter und soll Kinder im Alter von drei bis fünf Jahren bildungstechnisch und auf der sozial interaktiven Ebene auf die Schule vorbereiten. Mothers Unite bietet diese Bildung für einen vergleichsweise niedrigen Preis an. Zurzeit besuchen sechs Kinder die vorschulische Bildungsmaßnahme montags bis donnerstags von 9 Uhr bis 12 Uhr. Der Vormittag besteht aus meistens drei Bildungsmodulen wie Farbenlehre, das ABC oder Tiere und die dazu gehörigen Laute. Dazu kommen ein oder zwei spielerisch-kreative Module. Einige Beispiele hierfür sind Puzzlen, das Spielen mit Knete oder das gemeinsame Spielen auf dem Spielplatz. Außerdem frühstücken die Kinder zusammen und nehmen auch das Mittagessen bei Mothers Unite ein.





 Seniors with a purpose:

Jeden Dienstagmorgen findet das Treffen der Seniorengruppe bei Mothers Unite statt. Von 10 Uhr bis 12 Uhr verbringen die älteren Leute aus der Community Zeit zusammen und haben die Möglichkeit, sich über das aktuelle Geschehen auszutauschen. Zurzeit besteht die Gruppe aus 25 Mitgliedern. Bei den Treffen wird geredet, gelacht, Zeitung gelesen und gemeinsam gefrühstückt und zu Mittag gegessen. Regelmäßig finden Treffen mit einem besonderen Motto statt. Das kann ein besonderes Diskussionsthema oder eine spirituelle Inspiration sein. Außerdem macht die Gruppe regelmäßig Ausflüge an den Strand oder in die Stadt. Ziel ist es, den älteren Menschen in der Community eine Möglichkeit zu geben, aus ihren vier Wänden heraus zu kommen, auf Gleichaltrige zu treffen und etwas zu unternehmen.



 Computer Classes:

Unter dem Motto B.I.D.D. – Bridging the digital divide – bietet Mothers Unite zweiwöchige Computerkurse für die Community an. Diese finden vormittags von 10 Uhr bis 12 Uhr statt. Den Teilnehmern werden Grundkenntnisse über den Computer, über das Tippen mit zehn Fingern und das Programm Microsoft Word vermittelt. Nach zwei Wochen wird der Kurs mit einem Test, der aus einem theoretischen und einem praktischen Teil besteht, beendet. Wenn die Teilnehmer mehr als 60% der Punkte erreichen, erhalten sie ein Zertifikat. Dies erhöht für viele die Chancen auf einen Job. Darüber hinaus ist die Computer Class ein Ort der Motivation. Die zuständigen Facilitators erzählen von ihren eigenen Erfahrungen und ermutigen die Teilnehmer, etwas aus ihrem Leben zu machen und ihre Träume zu verwirklichen.




 Sewing:

Im Nähraum entsteht Neues aus Altem. Drei der Facilitators sind dafür zuständig, dass Stoffspenden zu neuen Items verarbeitet werden. Bettbezüge, Gardinen, Kleider, Nachthemden, Taschen und vieles mehr werden bei Market Days und dem jährlichen Bazaar verkauft. Somit kann ein Einkommen für die Organisation generiert werden.



 Recycling:

Jeden Freitag können die Kinder recyclebare Gegenstände wie alte Plastikflaschen oder Konservendosen zu Mothers Unite bringen. Die mitgebrachten Güter werden gewogen und in sogenannte „Tokens“ umgewandelt. In regelmäßigen Abständen gibt es Shopping Days, wo die Tokens für Hygieneartikel oder Schulmaterialien eingetauscht werden können. Die Recyclinggüter werden zum Basteln verwendet.

EFAR (Emergency First Aid Responder)

In diesem Programm werden die Mitglieder der Community zu Ersthelfern ausgebildet, die in einer Notfallsituation zur Tat schreiten können, bis professionelle ärztliche Hilfe eintrifft. Die Teilnehmer erhalten ein eintägiges Training, das mit einem Test endet. Danach sind sie für zwei Jahre lang zertifizierte Ersthelfer.

All diese Programme würden ohne das wunderbare Team von Mothers Unite nicht funktionieren. Zurzeit besteht dieses aus acht Müttern:

Von links nach rechts: Margie, Gloria, Mac, meine Wenigkeit, Linda, Julie, Elizabeth, Carol, Una

 Auntie Carol: Sie ist die Gründerin von Mothers Unite und hat Anfang dieses Jahres die Position der Direktorin übernommen. Sie unterrichtet die Computer Class, trainiert die EFAR Kandidaten und ist für die Food Art Class am Nachmittag zuständig.

Auntie Margie: Sie ist für einen Großteil der Verwaltung verantwortlich und vermittelt den Kindern am Nachmittag Computerkenntnisse.

Auntie Julie: Die Crafts Class liegt in ihren Händen. Darüber hinaus ist sie eine der EFAR Trainer und organisiert das Recycling.

Auntie Gloria: Mothers Unite’s Bücherei wird von ihr kontrolliert und in Ordnung gehalten. Gleichzeitig unterrichtet sie dort die Kinder in Literacy und Numeracy. Außerdem ist die die zweite Lehrerin in der Computer Class.

Auntie Una: Sie malt mit den Kindern in der Arts Class, trainiert ebenfalls die EFAR Teilnehmer und ist für die Senioren zuständig. Häufig ist sie auch im Nähraum zu finden.

Auntie Elizabeth: Bei ihr werden die jüngsten Kinder des Centers auf den Ernst des Schullebens vorbereitet. 

Auntie Mac: Sie betreut einen Jungen mit geistiger Behinderung und begleitet ihn durch das Nachmittagsprogramm. Außerdem ist auch sie im Nähraum tätig und leitet die Seniorentreffen an.

Auntie Linda: Sie ist die Hauptverantwortliche für den Nähraum und hilft ebenfalls bei der Betreuung der Senioren.

Im Bild fehlt Gerry Gordon, die langjährige Direktorin von Mothers Unite. Sie wurde im August letzten Jahres zum Ward Councillor gewählt und hat deswegen nicht mehr so viel Zeit für die Organisation. Dennoch ist sie im Hintergrund noch viel eingebunden und besitzt viel Fachwissen über administrative und formale Angelegenheiten bezüglich Mothers Unite. 

Und was habe ich jetzt mit alldem zu tun? Was sind meine Aufgaben und Tätigkeiten? Viele Freiwillige beschreiben auf ihrem Blog einen typischen Tagesablauf, einen Tag in ihrem Leben. Ich habe lange darüber nachgedacht, dies auch zu tun, da mir die Idee eigentlich gefällt, habe mich dann aber doch dagegen entschieden. Bei mir gibt es einfach keinen genauen Arbeitsplan mit Aufgaben, die jeden Tag gleich sind. Es ist vielmehr eine Überraschung: Ich gehe morgens zu Mothers Unite und weiß nicht, was mich erwartet. Und selbst wenn man denkt, es gäbe einen Plan für den Tag, wird dieser meistens noch zehn Mal geändert und am Ende hat man wieder etwas ganz anderes gemacht als ursprünglich geplant. Aber es gefällt mir sehr gut so! Man lernt, sehr flexibel und spontan zu sein. Ich gehe jeden Morgen um halb neun zur Arbeit und schaue, was passiert. Abends gehe ich frühestens um halb sechs, meistens aber erst zwischen sechs Uhr und sieben Uhr nach Hause. Ja, das sind lange Arbeitszeiten, aber es kommt mir nie so lange vor. Die Zeit vergeht wie im Fluge, da immer etwas zu tun ist. Und es macht so viel Spaß, dort zu sein! In diesen bis zu 12 Stunden bin ich im Computer Lab und helfe beim Unterrichten, helfe in der Küche oder arbeite an eigenen administrativen Aufgaben. Momentan bin ich damit beschäftigt, die Internetseite von Mothers Unite zu überarbeiten. Außerdem bin ich für die Facebookseite der Organisation zuständig. Aus dem Grund laufe ich viel mit meiner Kamera oder meinem Handy herum und halte die Geschehnisse des Tages bildlich fest. Nachmittags helfe ich in den Klassen oder übernehme sie, wenn eine der Mitarbeiterinnen nicht anwesend ist. Montags, mittwochs und donnerstags fahre ich mit zu Woolworth und hole die Essensspenden ab. Freitags ist Putztag, da helfe ich entweder in der Küche oder räume die Bücherei auf. Außerdem habe ich mir die Hundepflege zur Aufgabe gemacht. Diese wasche und bürste ich regelmäßig. Zusätzlich zu diesen Dingen fallen immer noch kleine Aufgaben an oder eine der Facilitators braucht Hilfe. Es wird nie langweilig bei Mothers Unite! 

Diejenigen, deren Neugier noch nicht gestillt ist, dürfen gerne bei den folgenden Links für noch mehr Informationen und Einblicke vorbeischauen:

Website von Mothers Unite: http://www.mothersunite.org.za/


Youtube-Video über die Organisation: https://youtu.be/WRfXGtAgLX0