Hallo ihr Lieben,
Wie im
letzten Post bereits angekündigt, möchte ich gerne ein paar Takte zum Thema
Visum sagen - ein sehr kompliziertes Thema, in das man sich gezwungenermaßen
einarbeiten muss, wenn man für ein Jahr in Südafrika bleiben möchte. Dieser
Post soll vor allem für die Nachfreiwilligen bei Mothers Unite und andere
FWDler in Südafrika eine kleine Hilfe sein, doch auch alle anderen sind
natürlich herzlich zum Lesen eingeladen. Vielleicht bekommt ihr ja auch einmal
Lust, in das wunderschöne Land an der südlichen Spitze des afrikanischen
Kontinents zu reisen...
Natürlich
bin ich kein Experte, ich kann nur von meinen eigenen Erfahrungen berichten und
keine Garantie dafür geben, dass sich die Visabestimmungen nicht im Laufe
der Zeit ändern. Trotzdem hoffe ich, dass ich vielleicht einigen Leuten bei
ihrer Antragstellung behilflich sein kann.
Notwendige Dokumente
Im Vergleich
zu anderen Ländern fordert Südafrika sehr viele Dokumente. Ich habe mit einer
Freundin, die ein halbes Jahr in China verbringt, gesprochen (liebe Grüße an
Cati an dieser Stelle) und festgestellt, dass sie nicht einmal die Hälfte der
Dokumente einreichen musste, die die südafrikanische Botschaft fordert. Diese
Dokumente für das sogenannte "Visitor's Visa" kann man in zwei
Rubriken einteilen:
Dokumente von der Entsendeorganisation:
-
Einladungsschreiben, das die Entsendeorganisation bei der Partnerorganisation
anfordert. Dies ist mit das wichtigste Dokument der Bewerbung und kann dazu
führen, dass der Antrag sofort abgelehnt wird. Es muss deutlich werden, wieso
es sich bei der freiwilligen Arbeit um eine gemeinnützige Tätigkeit handelt und
dass benachteiligte Menschen unterstützt werden. Außerdem muss betont werden,
dass die Tätigkeit nicht bezahlt wird. Das hängt damit zusammen, dass
grundsätzlich keine Visa für Praktikanten bewilligt werden. Aus dem gleich
Grund sollte man es vermeiden, einen Berufswunsch zu äußern, der ein die
gleiche Richtung geht wie der Freiwilligendienst (z.B. sollte man bei einem FWD
in einer Schule nicht erwähnen, dass man Lehrerin werden möchte). Des Weiteren
muss unbedingt die NPO-Number der Partnerorganisation angegeben sein. Auf
meinem Einladungsschreiben stand außerdem meine Adresse, wo ich während der FWD
wohnen werde. Kann nicht schaden, aber ich habe auch von anderen Bewerbern
gehört, dass sie ihr Visum bekommen haben, obwohl sie noch nicht genau wussten,
wo sie wohnen werden.
-
Bestätigung der Entsendeorganisation, dass man weltwärts-Freiwilliger ist und
dass man dadurch finanziell unterstützt wird
-
Bestätigung des BMZ, dass man weltwärts-Freiwilliger ist (hatte ich zwar in der
Botschaft dabei, wurde mir aber zurück gegeben)
-
Bestätigung über die Auslandskrankenversicherung für den Zeitraum des
Freiwilligendienstes
-
Buchungsbestätigung des Hin- und Rückfluges mit Änderungsmöglichkeit, da Flüge
nur ein Jahr im Voraus gebucht werden können und somit das Rückflugdatum noch
nicht das Richtige ist
Dokumente vom Freiwilligen:
-
Visa-Formular DHA-1738, muss auf der Internetseite der Botschaft herunter
geladen und dann mit schwarzer Tinte und in Großbuchstaben auf Englisch
ausgefüllt werden. Dafür muss man sich auf jeden Fall sehr viel Zeit nehmen, da
man viele Daten wie zum Beispiel die Reisepassnummer nachschauen muss. Außerdem
sollte man darauf achten, dass ALLE Seiten der Checklisten, die noch zum
Formular gehören, auch dabei sind. Wenn diese nicht vollständig sind, kann das
auch dazu führen, dass die Bewerbung nicht angenommen wird. Des Weiteren muss
ein biometrisches Passbild angefügt werden, dieses habe ich einfach mit einer
Büroklammer an das Formular geheftet.
-
Reisepass
-
Kontoauszüge der letzten drei Monate + Kopien dieser. Hier sollte man darauf
achten, dass man kurz vor Abgabe der Bewerbung noch einen aktuellen Auszug
holt, denn auch sonst kann die Bewerbung abgelehnt werden.
-
Polizeiliches Führungszeugnis, muss ohne Eintragungen nicht übersetzt werden
und darf nicht älter als 6 Monate sein
-
Medizinisches Attest BI-811, ist ebenfalls auf der Seite der Botschaft herunter
zu laden und darf nicht älter als 6 Monate sein
-
Röntgenbericht BI-806, hier gilt dasselbe wie für das Attest
- Nachweis,
dass die Antragsgebühr von 52€ überwiesen wurde (Quittung der Bank)
- DHL
Expressbriefumschlag bezahlt und eigene Adresse bei Empfänger eintragen. Damit
wird der Reisepass mit dem Visum zusammen zurück geschickt.
-
Bestätigung der finanziellen Unterstützung durch die Eltern. Wir haben dafür
ein formloses Schreiben auf Englisch aufgesetzt, wo meine Mutter versichert, dass
sie mich finanziell unterstützt. Ich würde dies nur von einem Elternteil
einreichen, da dazu ebenfalls die Kontoauszüge der letzten drei Monate
erforderlich sind.
Ich musste
außerdem noch einige Sachen einreichen, da ich zum Zeitpunkt der Antragsstellung
noch nicht volljährig war:
-
Beglaubigte Ausweiskopien beider Elternteile
- Eine
formlose Bestätigung, wo meine Eltern erklären, dass sie mir den Aufenthalt in
Südafrika erlauben
Die Prozedur
Zunächst mal
muss man natürlich all diese Dokumente zusammen haben. Ich kann nur empfehlen,
die ärztlichen Bescheinigungen und auch das Führungszeugnis recht früh zu
beantragen, da diese Dokumente meist ein wenig Zeit brauchen. Alle Bewerber
müssen ihre Bewerbung persönlich in Berlin in der Botschaft abgeben. Wer in
Bayern oder Baden-Württemberg wohnt, muss ins Konsulat in München gehen.
Minderjährige müssen in Begleitung eines Elternteils zu sein, hier empfiehlt es
sich, dass das Elternteil mitkommt, das auch die finanzielle Unterstützung
garantiert. Die Botschaft schreibt auf ihrer Internetseite, dass Anträge bis zu
8 Wochen Bearbeitungszeit brauchen können und deswegen circa 3 Monate vor
Ausreise abgegeben werden sollten. Dies ist in Berlin nur Montags, Dienstags,
Donnerstags und Freitags von 9 Uhr bis 12 Uhr möglich. Meine Erfahrungen haben
gezeigt, dass man definitiv schon früher an der Botschaft sein sollte! Ich war
mit meiner Mutter gegen 8.15 Uhr vor dem geschlossenen Tor, und wir wurden
netterweise von einer Mitarbeiterin mit hinein genommen. Vor uns saß sogar
schon jemand im Wartezimmer. Man bekommt dort eine Nummer, nach der man
aufgerufen wird. Ich hatte somit die Nummer zwei, also war ich auch sofort
dran. Um neun Uhr, also als die Botschaft offiziell geöffnet hat, saßen schon
über 10 Leute im Wartezimmer. Die Botschaft schließt aber um 12, und wer dann
nicht dran war, hat Pech gehabt. Also lieber auf Nummer sicher gehen und früh
da sein!
Meine Erfahrungen
Wie bereits
gesagt, habe ich die Erfahrung gemacht, dass schon vor neun Uhr da sein von
Vorteil ist. Bei mir war es außerdem so, dass ich mein Visum Montags beantragt
habe und es am Freitag schon bei mir zuhause im Briefkasten lag. Darauf sollte
man natürlich nicht spekulieren, aber man kann eben auch Glück haben. Es
bestanden nämlich ursprünglich Befürchtungen, dass ich mein Visum nicht mehr
rechtzeitig erhalten würde, da ich es statt den empfohlenen zwei Monaten nur
eineinhalb Monate vor Ausreisedatum beantragt habe. Meine Mitfreiwillige Aline
hingegen hat ihr Visum sehr zeitig beantragt und sehr lange gar nichts mehr von
ihrem Antrag gehört, bis er dann schlussendlich abgelehnt wurde. Schon bei der
Beantragung gab es bei ihr Probleme. Da sie aus Karlsruhe kommt, musste sie das
Visum nicht in Berlin sondern in München beantragen. Auf der Internetseite der
Botschaft steht ausdrücklich, dass eine Bewerbung als Minderjährige abgegeben
werden kann, wenn ein Elternteil dabei ist, dasselbe wurde mir per Mail noch
einmal von der Konsularabteilung bestätigt. Trotzdem durfte Aline eine knappe
Woche vor ihrem 18. Geburtstag ihren Antrag nicht abgeben. Bei ihrem nächsten
Besuch in München fehlte ihr dann eine Seite der Checklisten hinter dem
Visaformular, weswegen die Bewerbung erneut nicht angenommen wurde. Beim
dritten Versuch durfte sie die Unterlagen endlich abgeben - mit dem Ergebnis,
dass der Antrag nun drei Wochen vor der geplanten Ausreise abgelehnt wurde. Die
Begründung des Konsulats dafür ist, dass ihre Tätigkeit bei Mothers Unite nicht
"voluntary and charitable activities" entspricht. Allerdings habe ich
exakt die gleichen Unterlagen und das gleiche Einladungsschreiben in Berlin
abgegeben und mein Visum bekommen! Leider ist es anscheinend schon öfter
vorgekommen, dass Bewerber mit den gleichen Unterlagen ungleich beurteilt
wurden. Aline kann nun Einspruch gegen die Entscheidung erheben, die
Bearbeitung dessen dauert allerdings 8 Wochen bis 6 (!) Monate. Alternativ wird
sie nun wahrscheinlich versuchen, für ein anderes Projekt in der Nähe von
Mothers Unite ein Visum zu bekommen und anschließend noch zu wechseln. Es ist
aber unklar, ob sie so am 10. September mit mir ausreisen kann. Wenn ich mir
jetzt vorstelle, dass mir noch jemand meinen Auslandsaufenthalt streichen oder
verzögern könnte... Ich fühle sehr mit meiner Mitfreiwilligen mit und warte
jeden Tag genauso sehnsüchtig wie sie auf neue Nachrichten vom Kolping oder vom
Konsulat. Natürlich wäre es auch viel schöner, wenn wir zusammen die Reise
antreten könnten, damit man auf den vielen Kilometern Flugstrecke jemanden bei
sich hat, der in der gleichen Situation ist und mit dem man darüber reden kann.
Auch die ersten Tage im Gastland stelle ich mir nicht nur positiv vor. Es ist
zwar alles neu und ich werde sicher überwältigt und euphorisiert von den vielen
neuen Eindrücken sein, doch gleichzeitig spürt man besonders in der ersten Zeit
auch die Abwesenheit von Familie und Freunde und des gewohnten Alltags in
Deutschland. Wenn man sich darüber mit jemandem austauschen kann, hilft das
sicher auch, schneller im Gastland anzukommen.
Drückt doch
bitte Aline alle ganz fest die Daumen! Es besteht immer noch die Chance, dass
wir in zwei Wochen und einem Tag zusammen in den Flieger in Frankfurt steigen
können, doch dafür braucht sie eine ganz gehörige Portion Glück. Auch ich
drücke ihr natürlich die Daumen und die Zehen noch dazu, denn ich verstehe mich
sehr gut mit ihr und denke, dass wir sehr viel Spaß miteinander haben
werden.
Hier ist übrigens das gute Stück. :)
So, das
war's erstmal zum Thema Visum. Kann das ganze formelle Gerede um die Dokumente
auch selbst langsam nicht mehr hören, da ich mich so viel damit beschäftigt
habe... Gott sei Dank hat es bei mir ja auf Anhieb geklappt, und ich schaue nun
voller Vorfreude meiner Abreise entgegen. Noch 15 Tage, der Countdown läuft...
Eure Kerstin
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