Donnerstag, 3. November 2016

Wochenende 7 - Basar und Kolping


Hallo ihr Lieben,


Jetzt liege ich hier tatsächlich im Bett und schreibe meinen Blogpost über das letzte Wochenende und höre dabei Weihnachtslieder! „Anfang November?“, werden sich jetzt einige wundern. Aber dazu später mehr.



Erstmal zurück zum letzten Freitag. Ich wurde sehr bald nach der Arbeit schon von Rosy abgeholt, was mich ein wenig in Stress versetzt hat, da ich noch meine Tasche packen und mich umziehen musste. Der Grund dafür war der Basar der Kirchengemeinde St.  Philips, der letzten Freitag und Samstag stattfand. Darunter muss man sich einen Saal in einem pfarrheimähnlichen Gebäude vorstellen, in dem sich verschiedene Stände befinden. Die meisten von ihnen boten Essen an, aber es gab auch Bücher, Dekorationsartikel und Handarbeitsstücke zu kaufen. Nicht zu vergessen – die große Musikanlage, deren Lautstärkeregler durchgehend auf „maximale Trommelfellzerstörerlautstärke“ gestellt war. Die Musik war aber sehr gut, sodass richtige Feierstimmung aufkam. Am Freitag startete der Basar bereits um fünf Uhr, ich war aber erst gegen halb sieben da, weil ich vorher noch 36 Apple Crumbles für den homebakes-Stand der Kolpingfamilie Strandfontein vorbereitet habe. Dort habe ich dann auch bis ungefähr zehn Uhr geholfen, Leckereien zu verkaufen. In dieser Zeit ist auch noch eine Tänzerin aufgetreten. Nachdem wir alles zusammen gepackt hatten, war ich noch mit anderen Mitgliedern der Kirchengemeinde bei der Bar der Kolping Young Adults. Ich hätte nicht gedacht, dass die so viel Alkohol abgesehen vom Wein in der Messe trinken können…


Das ist übrigens der fertige Teddy, den ich gestrickt habe.








Am Samstagmorgen ging der Basar weiter. Dann habe ich nicht mehr beim Stand von Kolping geholfen, sondern bei den Kirchenmusikern. Diese haben Burger und chinesische Nudeln verkauft. Dort durfte ich die Burger zubereiten und verkaufen. Das ging bis drei Uhr, danach haben wir zusammen gepackt und sind nach Hause gefahren. Nachmittags ist nichts spannendes mehr passiert, wir waren alle sehr geplättet vom Basarstress. Abends habe ich noch Nudeln mit einer Gemüsesoße gekocht, dann sind wir alle früh schlafen gegangen.



Am nächsten Morgen haben nämlich um 9 wieder die Kirchenglocken geläutet. An diesem Wochenende gab es anlässlich des Basars und des dreißigjährigen Bestehens der Kirchengemeinde einen großen Gottesdienst. Dafür waren fast alle Kirchenmusiker anwesend, sodass wir beinahe ein ganzes Orchester auf der Orgelbühne waren. So war die Messe musikalisch sehr ansprechend gestaltet. Auch die Worte des Priesters haben mir an dem Tag gut gefallen. Im Zuge seines Überblicks über die Ziele der Kirchengemeinde sagte er in etwa Folgendes:



„Wir wollen uns für Frieden und Gerechtigkeit einsetzen. Die Apartheid mag der Vergangenheit angehören, trotzdem müssen wir immer noch für wahre Freiheit für jeden einsetzen.“



Damit spricht er auch in der Kirche ein wichtiges Thema an, dass in der südafrikanischen Gesellschaft präsent ist. Mir ist aufgefallen, dass die Menschen hier noch sehr stark zwischen den Gruppen unterscheiden, die das Apartheidregime damals eingeteilt hat: Weiße, Farbige und Schwarze. Während wir uns in Deutschland darum bemühen, solche Begriffe möglichst zu vermeiden, werden sie hier tagtäglich noch benutzt. Und man kann die Unterschiede zwischen den Bevölkerungsgruppen auch noch sehen. Ich bin hier in Lavender Hill abgesehen von anderen Freiwilligen wohl die einzige Person mit einer hellen Hautfarbe. Außerdem herrschen in den verschiedenen Gruppen auch noch Vorurteile gegeneinander. Auf meinem Vorbereitungsseminar wurde mir immer eingetrichtert, offen und ohne ein vorausgehendes Urteil den Menschen im Gastland gegenüber zu treten, doch so fällt es einem manchmal doch wirklich schwer. Und es ist auch verwirrend, wenn man sich in verschiedenen Kreisen bewegt, die unterschiedliche Meinungen und Ansichten haben. Ich muss mir selbst immer vor Augen führen, dass ich mich davon distanzieren und meine eigenen Erfahrungen machen muss, bevor ich irgendwen oder irgendeine Gruppe verurteile. 



Sonntagnachmittag ist die ganze Kolpingfamilie Strandfontein nach Durbanville zu einer Zeremonie zu Ehren von Adolph Kolping gefahren. Diese begann mit einem Fußmarsch von einer Kirche zum Kolping Head Office. Ich habe mich bei dem angekündigten Marsch auf eine zweistündige Wanderung eingestellt, im Endeffekt waren wir vielleicht 20 Minuten unterwegs. Im der Kirche des Head Office fand dann ein kleiner Gottesdienst statt. Danach gab es noch Tee, Kaffee und kleine Häppchen. Recht bald haben wir uns wieder auf den Rückweg gemacht, da Rosy mich in Seawinds absetzen musste. Die Rückfahrt war sehr malerisch, zuerst ging es durch die in abendliches Licht getauchten Winelands und dann auf den Highway, der direkt auf den Tafelberg zuführt. Kapstadt ist so schön!










So, jetzt zurück zu den Weihnachtsliedern. Damit hat es Folgendes auf sich: Es gibt bei Mothers Unite einen Jungen namens Riaan. Riaan lernt langsamer als andere Kinder und hat Schwierigkeiten beim Sprechen. Sein Lieblingslied ist „Feliz Navidad“, das er gerne und oft und laut singt. Heute haben wir den Song gleich drei Mal zusammen gehört, und Riaan hat sich gar nicht mehr eingekriegt. Seine Freude über den Song war total ansteckend, sodass ich bei meiner Suche auf Spotify auf meine Weihnachtsliederplaylist vom letzten Jahr gestoßen bin und diese sofort anmachen musste. Ich meine, es ist ja auch schon fast Dezember und nur noch ungefähr sechs Wochen bis Weihnachten. Während ich hier so liege und Jingle Bells singe, ertönen draußen laute Explosionsgeräusche. Dies sind Feuerwerkskörper als Vorboten des Guy Fawkes Day, der am Samstag ist. In meinem nächsten Blogpost erkläre ich dann näher, was es damit auf sich hat.

Bis dahin alles Liebe,


Kerstin

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