Freitag, 11. November 2016

2 Monate



Hallo ihr Lieben,


Heute vor genau zwei Monaten bin ich hier in Kapstadt gelandet. Damit ist schon ein Sechstel meines Auslandsjahres um. Einerseits kann ich rückblickend sagen, wie viele neue Menschen ich schon kennen gelernt habe und wie viele Erfahrungen ich bereits machen durfte. Andererseits sind diese zwei Monate so unglaublich schnell vergangen, und es gibt noch so viele Dinge, die ich hier sehen und unternehmen möchte. Ich habe das Gefühl, dass mir die Zeit wegrennt. Und mir tut es jetzt schon weh, an den Tag zu denken, an dem ich meine neue Heimat hier wieder verlassen muss. Ja, ich nenne dieses Land, diese Stadt, dieses kleine Haus in Seawinds und Mothers Unite jetzt Heimat. Und es fühlt sich gut an, das zu sagen. 

Natürlich ist nicht immer alles perfekt. Während der zwei Monate gab es so einige Momente, in denen ich mit meiner Situation hier nicht zufrieden war und ich mich nach Deutschland gesehnt habe. Wenn das Heimweh mich wieder einmal geplagt hat. Oder wenn im Projekt alles drunter und drüber ging und ich überhaupt nicht verstanden habe, was gerade los ist. Das lange Hin und Her, ob ich noch eine Mitfreiwillige bekomme oder nicht, und schlussendlich das Ergebnis, dass ich die einzige Kolping-Freiwillige in Südafrika bleiben werde. Dann die eingeschränkte Bewegungsfreiheit, die mich manchmal frustriert, wenn meine Pläne deswegen nicht aufgehen. Und natürlich hat man auch hier einfach manchmal einen Tag, an dem es einem nicht gut geht und an dem man am liebsten nur im Bett liegen und gar nichts machen will.

Doch diese Tage überwiegen Gott sei Dank nicht. Wenn ich zurück blicke, stechen viel mehr die positiven Erlebnisse heraus. Ich bin immer noch überwältigt von der Freundlichkeit und Offenheit, die mir die Menschen hier entgegenbringen. Dass sich um mich und mein Befinden gesorgt wird, auch wenn diese Menschen mich kaum kennen. Und die Selbstverständlichkeit, mit der ich in Familien- und Freundeskreisen aufgenommen und integriert wurde. Ich bin sehr dankbar für all die Bekanntschaften, die ich bis jetzt machen durfte. Dazu zählen natürlich auch die Kinder bei Mothers Unite. Sie lassen mich jeden Morgen motiviert zur Arbeit gehen und abends mit einem Lächeln wieder heimgehen. In Gesellschaft der anderen Mothers fühle ich mich wohl und mittlerweile verstehe ich schon so einiges an Afrikaans. Besonders gerne denke ich an die beiden Computerkurse, die ich bis jetzt begleiten durfte. Im letzten Kurs habe ich ein behindertes Mädchen betreut. Aufgrund einer Wirbelsäulenfehlbildung sitzt sie im Rollstuhl und kann fast nichts selbstständig machen. Ihr Traum war es schon immer, an einem Computer zu arbeiten, und ich durfte nun Teil dieser Erfüllung sein. Das bedeutet mir sehr viel. Heute hat sie ihre Prüfung abgelegt, und sie hat sehr gut abgeschnitten. Danach hat sie mich umarmt und ist in Tränen der Erleichterung und Freude ausgebrochen. Das hat mich natürlich auch berührt und meine Augen sind nicht trocken geblieben. Doch das sind die Momente, die mir bestätigen, dass ich das Richtige tue. Ich bin sehr froh, die Entscheidung getroffen zu haben, einen Freiwilligendienst hier in Kapstadt bei Mothers Unite zu machen. Und ich freue  mich auf die zehn Monate, die noch vor mir liegen.

Kerstin

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